+49 (0) 8142 - 44 11 400
Welcome to the METALOG Webshop!

Robert-Bosch-Schule Ulm

Die Robert-Bosch-Schule Ulm ist eine weiterführende Berufliche Schule in Ulm. Sie gehört zum Bildungszentrum Kuhberg und führt die Teilzeitschulart Berufsschule in verschiedenen Berufsfeldern sowie das Technische Gymnasium mit mehreren Profilen. Weitere Schularten sind die Berufsfachschule, das Berufskolleg sowie die Meisterschule und die Technikerschule. Die Robert-Bosch-Schule ist mit etwa 3500 Schülern und 180 Lehrern (Stand 2020) die größte Berufliche Schule in Baden-Württemberg, gemessen an der Zahl der erteilten Unterrichtsstunden pro Woche.

Herausfordernde Klassen brauchen Erfolgserlebnisse: METALOG® training tools im Berufsschulalltag

Stephanie Schöllkopf ist Lehrerin für Gemeinschaftskunde und Fachberaterin für das Fach Deutsch für das Regierungspräsidium Tübingen an der beruflichen Robert-Bosch-Schule in Ulm, einem Schulzentrum für Elektro-, Fahrzeug-, Informations- und Metalltechnik. Sie ist seit über zehn Jahren zertifizierte METALOG® Trainerin für erfahrungsorientierte Lernmethoden (EOL) und setzt an ihrer Schule und in zahlreichen Fortbildungen sehr erfolgreich METALOG® training tools ein. Aktuell ist sie als Autorin für ein Schulbuch für das Fach Deutsch tätig.

METALOG: Frau Schöllkopf, Sie sind bereits seit vielen Jahren mit unseren Tools in Schulklassen und im Kollegium aktiv. Wie sind Sie ursprünglich auf METALOG® aufmerksam geworden?

Stephanie Schöllkopf: Ich war Berufseinsteigerin an der Robert-Bosch-Schule und stand vor einer großen Herausforderung: Wie bewältige ich den Schulalltag mit Schüler*innen, die weder mit ihren Mitschüler*innen noch mit mir als Lehrerin respektvoll umgehen? Durch mein Studium war ich darauf nicht so vorbereitet, wie ich es mir gewünscht hätte. Bei der Suche nach anderen pädagogischen Wegen habe ich Tobias Voss auf der Didacta kennengelernt. Seine Tools und seine Methodik des erfahrungsorientierten Lernens haben mich sofort überzeugt. Über einen anschließenden Inhouse-Workshop von METALOG® für unser Kollegium haben wir die Grundlage für EOL und den Einsatz der Tools an unserer Schule gelegt.

M: Wie muss ich mir das in der Praxis vorstellen?

S: In unserer Schule treffen sehr unterschiedliche Schüler*innen aufeinander. So haben wir vielfältige Kulturkreise, ein großes Altersspektrum und die unterschiedlichsten Schullaufbahnen und Lebenswege, die in einer Klasse zusammengeführt werden. Deswegen haben wir seit einigen Jahren am Schuljahresanfang einen sogenannten „Basistag“ eingeführt. An diesem Tag wird der Fokus auf Teambildung, gegenseitiges Kennenlernen und das Festlegen von gemeinsamen Klassenregeln gelegt.

Die besten Erfahrungen habe ich dabei mit dem Einsatz des Tools CultuRallye gemacht. Der Konkurrenzgedanke weicht im Laufe der Übung der Erkenntnis, dass nur eine sehr offene Kommunikation hilft, sich bei unterschiedlichen Regeln auf eine gemeinsame Vorgehensweise zu einigen. Die Schüler*innen sind dabei sehr schnell authentisch, ehrlich und müssen ihre eigene Haltung revidieren und neue Einsichten gewinnen. Daraus leiten die Schüler*innen in der anschließenden Auswertung selbst die für die Klassengemeinschaft zukünftig geltenden Regeln ab. Diese halten wir schriftlich im Klassenbuch fest. Dadurch, dass die Regeln aufgrund der erlebten Erfahrungen von den Schüler*innen selbst aufgestellt werden, festigen sich diese nachhaltiger und alle Klassenmitglieder achten stärker auf ihre Einhaltung. Auch wir Lehrkräfte müssen uns daran orientieren beziehungsweise daran halten.

Weitere sehr beliebte Tools am Basistag sind der Tower of Power und Das Band. Beide setzen wir für Teambildung und Beziehungsgestaltung in der Klasse ein. Der Tower of Power ermöglicht es, die Erkenntnisse aus der vorangegangenen Übung mit CultuRallye sofort in die Praxis umzusetzen. Denn hier kommen die Kommunikationsregeln direkt zum Einsatz und können so von den Teilnehmer*innen überprüft werden. Sie bemühen sich um eine wertschätzende Sprache und können z. B. Anweisungen nur geben, wenn sie die neuen Mitschüler*innen mit Namen ansprechen.

Grundsätzlich gilt bei uns, dass es kein Lernprojekt ohne Auswertung gibt, denn um genau diese Analyse nach der Durchführung geht es ja.

M: An Ihrer Schule sind über 180 Lehrer*innen tätig. Wie haben Sie es geschafft, das Kollegium so mit einzubinden, dass die gesamte Schulfamilie die EOL-Methodik aufgegriffen hat?

S: Wir haben eine pädagogische Jahresplanung in den verschiedenen Schularten etabliert. Am Jahresanfang eines jeden Jahres bieten wir für das Kollegium eine Fortbildung zu EOL bzw. zu den METALOG® training tools an. Dabei stellen wir nicht nur neue Tools vor, sondern demonstrieren durch praktische Übungen ihre Einsatzmöglichkeiten und zeigen, wie eine konkrete Inszenierung aussehen kann. Die Lehrkräfte verlieren auf diese Weise die Scheu vor neuen Methoden und wissen, dass sie durch mich und meine Kollegin immer Hilfestellung erfahren.

Sehr bewährt hat sich auch der Einsatz im Tandem, wenn ein neues Tool erstmalig zum Einsatz kommt. Dadurch können alle selbstbewusst in die Aktion einsteigen, da im Notfall ein*e weitere*r Kollege*in mit an Bord ist, die*der helfend und unterstützend im Klassenverbund eingreifen kann. Seit jeher arbeite ich im Bereich EOL mit meiner Kollegin Nicoletta Dolic zusammen. Wir haben zusammen die Ausbildung zur EOL-Trainerin absolviert und möchten diese gemeinsame Arbeit nicht missen. Das Ganze funktioniert auch deshalb so gut, weil unsere Schulleitung dieses Projekt bereits seit vielen Jahren sehr tatkräftig unterstützt. In der Zwischenzeit verfügen wir über einen großen Fundus an METALOG® training tools und es gibt für die einzelnen Tools von uns erstellte Erfahrungsberichte und Tipps, wofür und wann sie gut in den Unterricht eingebunden werden können und auch sollen. Die Maßgabe ist beispielsweise, dass am Basistag mindestens drei verschiedene Tools in jeder Klasse von den Lehrer*innen eingesetzt werden.

M: Wie betten Sie die EOL Methodik zeitlich in den Unterricht ein?

S: Natürlich sind die zeitlichen Möglichkeiten gerade hier an der Berufsschule sehr begrenzt. Daher haben wir den Einsatz der Tools unterrichtsbegleitend zu den verschiedensten Fachthemen in den Lehrplan eingebaut. Die Lehrer*innen wissen also, dass die Tools nicht nur am Basistag eingesetzt werden. Die Lehrkräfte können unserem didaktischen Jahresplan entnehmen, dass z. B. im zweiten Ausbildungsjahr das Tool Complexity im Fach Gemeinschaftskunde zum Einsatz kommt. Im Fokus stehen dabei die Selbstorganisation der Gruppe, der Umgang mit komplexen Sachverhalten und die Entwicklung von Lösungsstrategien.

Geht es beispielsweise in Meisterklassen der Fachschule für Kraftfahrzeugtechnik um die Thematik Führung, Motivation oder auch kontinuierliche Prozessverbesserung, setzen wir gerne StackMan ein. Für unsere technischen Zeichner bietet sich der Stein der Weisen an, hier lassen wir die Lösung zeichnerisch erarbeiten. Team² setzen wir in Gemeinschaftskunde beim Thema Konfliktbewältigung ein, ebenso wie in Meisterklassen zum Thema Führung. Grundsätzlich kann ich sagen, dass sich EOL genauso in der Allgemeinbildung wie auch im Fachunterricht einsetzen lässt.

Den Lehrkräften gelingt es auf diese Weise leicht, inhaltliche Brücken zum Unterrichtsstoff zu schlagen und die Ausbildungspläne einzubinden. Die Schulleitung kann so auch den Nutzen für unsere Schüler*innen erkennen und das Konzept über finanzielle und organisatorische Maßnahmen begleiten.

M: Wie organisieren Sie in der Schulfamilie den Einsatz der Tools?

S: Inzwischen haben wir über das Intranet der Schule eine Verleihsystematik aufgebaut. So können die Lehrkräfte sicher sein, dass das gewünschte Tool zum richtigen Termin auch vorrätig ist. Es gibt Verantwortlichkeiten, die Tools werden entsprechend gepflegt. Außerdem achten so alle auf die Vollständigkeit und ordentliche Behandlung der Tools.

Keine*r der Kolleg*innen setzt ein Tool ein, ohne davor in einer Fortbildung eine Einweisung von uns erhalten oder von sich aus das Gespräch mit uns gesucht zu haben. Die von uns geschriebenen Handreichungen geben außerdem Informationen, wie man EOL inhaltlich in den Unterricht einbinden kann.

Das alles erreichen wir über eine gute Organisation und verfügbares Begleitmaterial, das wir auch übers Intranet zur Verfügung stellen. Da die Tools alle sehr stabil und langlebig sind, haben wir viele davon bereits seit über zehn Jahren ununterbrochen im Einsatz.

M: Wie nachhaltig sind die gemachten Erfahrungen für die Klassen?

S: Natürlich müssen bestimmte Themen immer mal wieder aufgegriffen werden. Die Anwendung von verbindlichen Kommunikationsregeln ist dabei besonders wichtig. Aber gerade die selbst gemachten Erfahrungen führen zu einer deutlich intensiveren Verinnerlichung.

 Aktuell arbeite ich häufiger mit dem Tool Future City in den Klassen, aber auch auf Fortbildungen mit einem anderen Kollegium. Das Ziel der Lernaufgabe ist, dass eine Stadt mit unterschiedlichen Gebäuden aufgebaut werden soll. Die Teilnehmer*innen lernen dabei, dass jede*r Einzelne einen Beitrag zum Gelingen des Gesamtprojektes leistet, aber keine*r sich dabei zu wichtig nehmen darf. Denn es sind verschiedene Blickwinkel erforderlich, und nur durch das Mitwirken aller kann das Projekt gelingen. Auch muss koordiniert werden, wie die Gruppe arbeitet und wer Anweisungen gibt, damit die „Macher“ das Wissen der „Visionäre“ und die Infos aus den Übersichtskarten umsetzen können. Dabei wird normalerweise auf das am Anfang des Schuljahres erstellte Regelwerk Bezug genommen, auf Erfahrungen aus früheren EOL-Projekten zurückgegriffen, die auf diese Weise auch vertieft werden.

 

In einem Berufsschulklasse habe ich immer einen Muttersprachler und einen Schüler mit weniger guten Sprachkenntnissen in einem Visionär-Tandem zusammengefasst. Das war eine tolle Erfahrung: Denn durch den Austausch mit dem Tandempartner konnte sich auch der sprachlich nicht so versierte Schüler sicher fühlen und wertvolle Beiträge leisten. In anderen Settings brechen wir die festen Gruppierungen von Abiturient*innen, Realschüler*innen etc. auf und öffnen so die gesamte Gruppenstruktur.

Der Tower of Power eignet sich auch hervorragend dazu, gewonnene Einsichten aus der Arbeit mit CultuRallye nochmals zu intensivieren. Das sind Kommunikationsregeln wie ausreden lassen, wertschätzende Sprache, keine Beschimpfungen, keine Schuldzuweisungen … Aber auch für weitere Themenfelder eignet er sich gut: Wie gehe ich als Klasse mit einem Misserfolg um? Haben wir eine Fehlerkultur? Das heißt: Ein Fehler darf auch gemacht werden, damit wir weiterkommen. Was hat bereits gut geklappt? Welche Kompetenz war schon da? Womit kann man weiterarbeiten, was entpuppt sich als Lernhelfer?

Letztlich geht es um die Erkenntnis, dass aus Fehlern auch eine weitere Entwicklung entstehen kann. Den Schüler*innen kann Verantwortung übergeben werden, die Lehrer*innen werden eher zu Beobachter*innen oder geben über Interventionen Hilfestellung. Überwiegend geschieht die Selbstorganisation – von der Planung über die Durchführung bis zum Feedback – durch die Schüler*innen selbst, die Lehrkraft tritt in den Hintergrund. Ganz wichtig ist es, den Schüler*innen etwas zuzutrauen und sie selbst machen zu lassen. So erfahren sie, was an Ressourcen vorhanden ist. Damit lässt man sie dann arbeiten. Das Vertrauen in die Schüler*innen gibt der Entwicklung von eigenen Lösungen enormen Aufwind. Nicht die Lösungen der Lehrkraft stehen im Vordergrund. Beispielsweise ist der Tower of Power das Lieblingstool der Religionslehrer*innen. Es lassen sich damit wunderbar Wertediskussionen und Gespräche rund um die Hierarchisierung von Werten etc. führen. Im Übrigen besitzt bei uns jede Fachabteilung mindestens einmal den Tower of Power – unserem schulintern beliebtesten Tool!

M: Was war für Sie ein besonders eindrucksvolles Erlebnis?

S: Ein Kollege kam auf mich zu, der eine verfahrene Situation in seiner Klasse hatte. Unsere technischen Klassen sind sehr stark männlich besetzt, die Frauen haben es für gewöhnlich nicht leicht, sich durchzusetzen. In dieser Klasse jedoch war es so weit gekommen, dass kein normaler Unterricht mehr möglich war. Verbal ging es unter die Gürtellinie, der Lautstärkepegel war unhaltbar und die gegenseitige Abneigung allgegenwärtig. Im Lehrer-Tandem haben wir dann in einer Doppelstunde das Tool KommunikARTio eingesetzt.

Die Schüler mussten bei der Durchführung ihre Komfortzone verlassen: im Stuhlkreis sitzen, das Handy weglegen und es über längere Zeit mit verbundenen Augen aushalten. Der Effekt aber war enorm. Trotz anfänglicher Gegenwehr ließ sich die Klasse auf das Projekt ein, hielt durch und obwohl sie immer wieder in die nicht gewünschten Verhaltensmuster zurückfiel, hat sie das Projekt selbst nie infrage gestellt. Die Schüler*innen haben sich zusammengerauft, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Sie haben sich gegenseitig zugehört und gemerkt, dass sie etwas an ihrem Verhalten ändern müssen. Der Kollege war überwältigt von der Wirkung für die Klasse. Bereits am nächsten Tag war das Klima wesentlich besser und gemeinsames Arbeiten wieder möglich. Uns alle hat dieser durchschlagende Erfolg in einer doch sehr verfahrenen Situation stark beeindruckt.

Da die Klassen es interessant und abwechslungsreich finden, METALOG Projektstunden wahrzunehmen, setze ich die Tools auch gerne an den letzten Schultagen ein. Das macht allen mehr Spaß, als den x-ten Film anzusehen, und bringt für die Gemeinschaft wesentlich nachhaltigere und wertvollere Erkenntnisse.

M: Vielen Dank für das Gespräch!